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Trinken wir bald Weine aus Skandinavien?

Sorten aus dem Süden wie Merlot, Syrah aber auch Cabernet Sauvignon könnten in Zukunft durchaus auch aus dem nördlichen Raum in Frage kommen.
Pixabay/stevepb

Das rekordwarme Jahr 2018 gibt uns bereits einen Vorgeschmack auf das, was uns mit dem Klimawandel möglicherweise beim Weinbau in den nächsten Jahren noch erwartet: zum Beispiel Merlot und Cabernet Sauvignon aus Weinbergen nördlich des Rheins oder neue Rebbaugebiete in Skandinavien.

2018 war beim Weinbau ein Jahr der Rekorde, offenbar sowohl bezüglich der Temperaturen wie auch der Niederschläge. Dies zeige sich zum Beispiel am Zürichsee: Der Rebberg der ZHAW auf der Halbinsel Au verzeichnete demnach einen nie dagewesenen Wärmeindex, wie das Forschungsinstitut in einem Rückblick auf die Wädenswiler Weintage vom 10. und 11. Januar berichtet. 

Im Weinbau werden die Temperaturverhältnisse während der Vegetationszeit mit dem Huglin-Index angegeben. Dieser erfasst die Temperaturen über der Schwelle von 10 Grad und summiert diese von April bis September zu einem Wärmeindex. Dieser stieg in der Zürichseeregionen auf 2212 und lag somit um 450 höher als in den fünf Jahren zuvor, wie der ZHAW-Weinbauexperte Peter Schumacher ausführte. Dieser hohe Wert sei bereits vergleichbar mit den durchschnittlichen Werten im Wallis und im Tessin.

Hoher Zuckergehalt:

Die Folgen der Klimaerwärmung: Durch die höheren Temperaturen verdunsten die Reben mehr Wasser, daher muss in Zukunft vermehrt mit Trockenstress gerechnet werden. Mit der Sortenwahl kann langfristig auf die Erwärmung reagiert werden. Dabei kommen Sorten aus dem Süden wie Merlot, Syrah aber auch Cabernet Sauvignon in Zukunft durchaus auch an diesen Standorten in Frage. Die klimatischen Grenzen (Isothermen) wandern nach Norden. Dänemark und Südschweden werden allmählich zu Weinbauregionen.

Die «neuen Sorten» aus Sicht eines Weinjournalisten
Thomas Vaterlaus, Chefredaktor von Vinum machte den Abschluss der Tagung und stelle die Bedeutung der Piwi-Sorten aus der Sicht des Weinjournalisten in zwölf kurzen und prägnanten Aussagen dar. Eine Auswahl:

  • Weine aus resistenten Reben haben heute das gleiche Qualitätspotenzial wie Gewächse aus klassischen Sorten.
  • Politischer Druck aufgrund der Umweltbelastung durch den Anbau klassischer Sorten in Verbindung mit ökonomischen Überlegungen werden den resistenten Sorten mittel- und langfristig zum Durchbruch verhelfen.
  • Ob sich Geniesserinnen und Geniesser aus der Generation «Baby-Boomer» und der mittleren «Generation X» auf die neuen Sorten einlassen werden ist fraglich. Die «Generation Instagram» wird diesbezüglich hingegen kaum mehr Berührungsängste haben.
  • «Interspezifisch, pilzwiderstandsfähig, resistent – Solaris, Regent, Divico» – das Wording in der Szene ist ein Fiasko.
  • Der Wegfall von synthetischen Pflanzenschutzmittteln ist in der Kommunikation zur Vermarktung der Weine kein Muss.