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Biervielfalt weckt Interesse

Biervielfalt weckt Interesse
Per April 2019 waren schon 1060 Brauereien bei der Zollverwaltung registriert. (Bild: Pixabay)
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Marcel Kreber, Direktor des Schweizer Brauerei-Verbands SBV und Generalsekretär des Verbandes Schweizerischer Mineralquellen und Soft-Drink-Produzenten SMS, beschäftigt sich seit über elf Jahren mit der Getränkelandschaft der Schweiz. Im Anschluss an die 67. Verbandssitzung der SGLWT hielt er einen spannenden Vortrag zum Getränkemarkt Schweiz.

Eine Konsumtrendstatistik widerspiegelt immer die Gesellschaft. Das zeigt sich besonders deutlich im Bereich der Fast Moving Consumer Goods wie dem Getränkemarkt. So hat der gesamte Biermarkt im letzten Jahr um zwei Prozent zugenommen. Beim alkoholfreien Bier ist – zwar noch auf tiefem Niveau – sogar ein Zuwachs von über 11 Prozent zu verzeichnen.

«Noch nie wurden so wenig alkoholhaltige Getränke getrunken wie heute», relativiert Kreber, Direktor des Schweizer Brauerei-Verbandes, die positiven Zahlen. Zudem stammt ein Viertel des Biers aus dem Ausland. Darunter fallen die beliebten Weizen- oder Trappistenbiere, aber auch die günstigen Discount-Biere der Grossverteiler. Dabei zahlen die Konsumenten jedes Jahr 115 Millionen Franken an Biersteuern. «Viele wissen nicht, dass das Bier mit Steuern belastet ist», betont der Bierexperte. Immerhin seien es pro Liter 25,32 Rappen, die man an den Staat bezahlen müsse.

«Wenn Sie einen halben Liter Bier trinken, dann fliessen bereits 12,66 Rappen in die Bundeskasse», rechnete Kreber vor. «Wir haben vermutlich nicht genug lobbyiert», sagt er, indem er auf die Weinbauern anspielt – für Rebensaft existiert keine analoge Steuer. Der gesamte Bierumsatz belief sich im letzten Jahr auf über 1,2 Milliarden Franken und sichert laut dem SBV rund 50'000 Arbeitsplätze. Direkt in den Braustätten beschäftigt das Bier jedoch nur 3000 Arbeitskräfte. Der Rest der Arbeitsplätze ist im Bereich des Transports, im Marketing und in der Gastronomie angesiedelt.

Bewegung im Biermarkt

Auffällig: Die Einführung der 0,5-Promille-­Grenze 2005 im Strassenverkehr verursachte eine deutliche Delle in der Bierkonsum-Statistik. Doch schon in den Jahren 2006 bis 2008 wurde das frühere Niveau wieder erreicht. Seit 2011 ging der Pro-Kopf-Konsum dann wieder zurück. Dies ist laut Kreber auf veränderte Lebensgewohnheiten und gestiegene Anforderungen am Arbeitsplatz zurückzuführen, aber auch statistisch zu erklären. So braue man de facto jedes Jahr ungefähr dieselbe Menge Bier, aber bei jährlich einem Prozent Bevölkerungswachstum verteilen sich diese Hektoliter halt auf mehr Kehlen. Etwas weniger als auch schon werde das Lager- und das Spezialbier (Schweizer Ausdruck für «Pils») getrunken. Diese untergärigen Bierstile machen aber immer noch über 80 Prozent des gesamtschweizerischen Konsums aus. Zu einer erfreulichen Veränderung im Schweizer Biermarkt tragen die vielen Gründungen von Kleinst-Braustätten bei. Per April 2019 waren schon 1060 Brauereien bei der Zollverwaltung registriert. Die Schweiz weist diesbezüglich eine sehr liberale Gesetzgebung auf.

Braut jemand hobbymässig mehr als 400 Liter Bier pro Jahr, wird diese Person biersteuerpflichtig und gilt somit als Braustätte. Summiert man jedoch sämtliche Brauereien mit einem Ausstoss von über 1000 Hektolitern, sind es 51 Braustätten, die über 99 Prozent des Schweizer Bieres brauen. Grundsätzlich ist Bier brauen unglaublich «in». Von diesem Boom profitieren alle, ob Grossbetrieb oder Kleinstbrauerei. Kreber moniert jedoch: «Wir haben schlicht und einfach zu wenig ausgebildete Lebensmitteltechnologen mit dem Schwerpunkt Bier, also Bierbrauer, die eine dreijährige Berufslehre abgeschlossen haben.» Deswegen engagiert sich der SBV stark bei der Aus- und Fortbildung. Es gelte, mehr junge Leute für diesen interessanten Beruf zu gewinnen.

Jedes Mineralwasser hat seine DNA

Was den Konsum des natürlichen Mineralwassers anbelangt, so sei dieser über mehrere Jahre hinweg mit 114 Litern pro Kopf und Jahr konstant geblieben. So ergebe sich ein Tagesverbrauch von drei Dezilitern pro Einwohner. Tatsächlich existieren in der Schweiz etwa 120 Mineralwasserquellen, von denen jedoch nur zwischen 20 und 30 aktiv genutzt werden, was mit der logistischen Erreichbarkeit und somit der Wirtschaftlichkeit zu tun hat. Von Gesetzes wegen muss nämlich ein Mineralwasser am Ort der Quelle und unbehandelt in verschliessbare Behältnisse abgefüllt werden. Diese Vorschrift garantiert die Naturbelassenheit des natürlichen Mineralwassers bis zum Konsumenten. Durch das jahrzehntelange Durchfliessen verschiedener Gesteinsschichten ist die Mineralisierung eines jeden Mineralwasser einzigartig wie eine DNA und es ist ein Naturprodukt erster Güte. Diesen Umstand setzt der Verband Schweizerischer Mineralquellen und Soft-Drink-Produzenten (SMS) in einer breit angelegten Kampagne in den Mittelpunkt.

Die Berichterstattung zum ganzen Referat lesen Sie in der Ausgabe 6-2019 der Lebensmittel-Technologie (LT).