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«Wir wollen unsere Zeit nicht mehr für Rundgänge einsetzen.»

«Wir wollen unsere Zeit nicht mehr für Kontrollrundgänge einsetzen.»
Manuel Wegmann, Geschäftsführer der Anticimex AG, gab uns einen Einblick in die smarte Schädlingsbekämpfung.
zVg

In der Lebensmittelindustrie gelten strenge Regelungen für Hygiene und deren Einhaltung. Für eine effiziente Schädlingsbekämpfung sind daher Präventionsmassnahmen die richtige Voraussetzung. Seit Jahrzehnten ist Anticimex Wegbereiter für neue Technologien. Wir haben uns mit dem Geschäftsführer Manuel Wegmann unterhalten.

Der Name «Anticimex» bedeutet «gegen Bettwanzen». Heute geht es natürlich um eine breite Palette von Schädlingen. Seit Jahrzehnten ist die innovative Firma ein Wegbereiter für neue Technologien. Gestern wie heute geht das mit einer Reduktion der Wirkstoffmengen einher. Die Geschichte zeige, dass man auf dem richtigen Weg sei, ist Geschäftsführer Manuel Wegmann
überzeugt.

Herr Wegmann, worin sehen Sie die grössten Nachteile in der traditionellen Nagerbekämpfung?

Die Branche arbeitet vor allem mit rodentiziden Ködern. In der traditionellen Bekämpfung werden diese Köder gefressen, der Nager zieht sich zurück und stirbt in wenigen Tagen. Das ist der Status quo. Das Problem: Man hat dann in der Regel irgendwo einen Kadaver, der stinkt und ein hygienisches Problem darstellt. Im Bereich des Nager-Monitorings und der Bekämpfung ist die Situation eigentlich wirklich unbefriedigend. Zudem hat man die Probleme in der Vergangenheit immer kleingeredet. Es gibt die Legenden, dass die Nager dann draussen sterben. Aber in Tat und Wahrheit ist es nicht so. Wir haben daher damit angefangen, neue, digitale Lösungen zu suchen – und können diese heute anbieten.

Was ist mit den klassischen Schlagfallen?

Korrekt angewendete Schlagfallentunnel sind effizient. Aber Sie haben immer das Problem, dass man nicht weiss, wann und wo diese zuschlagen. Schlagfallen funktionieren mechanisch und können auch durch Erschütterungen ausgelöst werden. Das bedingt natürlich sehr häufige Kontrollen. In den Nullerjahren gab es schon Bestrebungen, beispielsweise von
Nestlé, giftfrei zu arbeiten. Darüber freuen sich alle Schädlingsbekämpfer, aber es ist
natürlich ein enormer Kontrollaufwand. Mit Smart-Lösungen wollen wir das angehen. Wir wollen unsere Zeit nicht mehr für Kontrollrundgänge einsetzen, um die Fallen zu kontrollieren. Denn im Wesentlichen kaufen Kunden unsere Zeit. Wir wollen die Zeit dort einsetzen, wo sie wirklich notwendig ist: nämlich wenn ein Befall vorliegt.

Erklären Sie das Smart System – ist es eine Kombination aus Kamera und Bewegungssensoren?

Das System besteht aus einem Hub, Sensoren sowie Einfach- und Mehrfachfallen für Nager. Der Catch ist die Einfachfalle. Diesen positioniert man an einer Wand und er wird mit einem Lockstoff versehen. Darunter befindet sich ein Gang. Sobald der Nager in die Falle schaut und die Bewegungsmelder, die auf Wärme reagieren, dies registrieren, schlägt der Bügel zu. So kann man sichergehen, dass der Nager immer richtig platziert ist und nicht
leidet. Der Bügel schlägt nur zu, wenn beide Sensoren eine Bewegung registrieren. Anders als bei herkömmlichen mechanischen Fallen können Erschütterungen dieses Modell nicht auslösen. Die Falle kommuniziert etwa stündlich mit der Zentrale beziehungsweise Datenbank. So wissen
wir immer, ob Fänge vorliegen, die Fallen noch aktiv sind oder ob die Batterien bald zur Neige gehen. Die Kunden wollen typischerweise vor den Audits Informationen beziehen. Wenn das Thema ansteht, gehen sie auf unser Kundenportal und holen sich die gewünschten Auswertungen.

Was fasziniert an dieser Methode?

Eigentlich vor allem die Geschwindigkeit und Reaktionsmöglichkeit. Wir wissen immer, wann etwas läuft und wir können umgehend einen Spezialisten vorbeischicken, der vor Ort die nötigen Massnahmen trifft. So können wir Probleme angehen, bevor es zu spät ist und auch Folgeschäden verhindern. Das spart Kosten für unsere Kunden und schafft somit einen Mehrwert.


Die Smart Catch ist eine Falle, die Schädlinge über­irdisch erkennt und bekämpft. Köderstoffe locken die Schädlinge in die Box und elimineren sie effizient und giftfrei. (Bilder: Anticimex)

Wohin geht die Entwicklung?

Mittlerweile können wir eigentlich das ganze Spektrum mit «» abdecken. Mit Smart-Sense können wir fliegende und kriechende Insekten detektieren: Motten, vorratsschädigende Käfer und Schaben. Es ist technisch etwas schwieriger, ein Insekt zu detektieren als ein Nagetier, aber wir haben auch hier eine zuverlässige Lösung gefunden. Wenn man bedenkt, wie schnell Insektenpopulationen wachsen können, ist die Früherkennung hier noch wichtiger als bei Nagern und bringt einen deutlichen Mehrwert für die Industrie.

Kann man schon etwas zur nächsten Generation der smarten Schädlingsbekämpfung verraten?

Die Nager-Produkte werden ständig weiterentwickelt. Die Tendenz geht hier in Richtung Verkleinerung. Bei den UV-Geräten arbeiten wir an der zweiten Generation. Aktuell kommt hier noch eine Lichtschranke zum Einsatz, um die Insekten zu zählen. Zukünftig wird eine Kamera besser zwischen kleinen und grossen Insekten unterscheiden können. Sehr wahrscheinlich ermöglicht eine Software zukünftig sogar eine grobe Bestimmung der gefangenen Insekten. Mit dem technischen Fortschritt können die Produkte weiterentwickelt werden. Es geht auch darum, den kompletten Informationsfluss durchgängig zu machen und die Customer Interfaces zu
verbessern.