Die EU kann ihre Energie- und Klimaziele nur erreichen, wenn die Energiespeicherung verbessert wird, so der Tenor eines Themenpapiers des Europäischen Rechnungshofs. Die Prüfer warnen, dass die Kapazitäten zur Herstellung von Batterien in der EU hinter den internationalen Wettbewerbern zurückbleiben und das von der Europäischen Batterie-Allianz für 2025 vorgegebene Ziel möglicherweise verfehlt werde. Phil Wynn Owen, seitens des Rechnungshofs für das Papier zuständig: "Es besteht die Gefahr, dass die bisher ergriffenen Maßnahmen nicht ausreichen, um die strategischen Ziele der EU im Bereich der sauberen Energie zu erreichen."
Businessindustry.ch meldete dieser Tage zwar eine im Januar gestartete Kooperation zwischen der Empa in Dübendorf (CH) und dem Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC in Würzburg. Ein dreijähriges gemeinsames Forschungsprojekt soll die Basis für eine produktionstaugliche nächste Generation von Antriebsbatterien für Elektroautos schaffen. Anders als heute gebräuchliche Lithium-Ionen-Zellen sollen diese nur noch aus Feststoffen bestehen und keine brennbaren flüssigen Elektrolyt mehr enthalten. In diesem Projekt erarbeitet die Empa die chemisch-physikalischen Grundlagen für die neue Batterietechnologie; das Fraunhofer ISC steuert sein Knowhow in der Verfahrensentwicklung und Batteriezellproduktion bei und fertigt erste Prototypen.
Insgesamt, sagt der EU-Rechnungshof, gebe es jedoch zuwenig solcher erfolgversprechender Projekte in diesem Bereich. Die EU-Prüfer führen aus, dass die EU die Kapazitäten zur Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien, wie sie in Elektrofahrzeugen eingesetzt werden, derzeit später entwickelt als andere führende Regionen der Welt. 2018 befanden sich rund 3 % der weltweiten Kapazität zur Batteriezellenherstellung in der EU – 84 % im asiatisch-pazifischen Raum und 12 % in Nordamerika.
Gleichzeitig konzentriere sich die Europäische Batterie-Allianz, die mit dem Ziel einer wettbewerbsfähigen und nachhaltigen Herstellung von Batterien in Europa gegründet wurde, weitgehend auf bestehende, nicht bahnbrechende Technologien. Die Kommission bewilligte von 2014 bis gegen Ende des Jahres 2018 rund 1,3 Milliarden Euro für Projekte zur Energiespeicherung im Stromnetz und zu „kohlenstoffarmer Mobilität“. Interessierte hätten sich bislang jedoch mit oft zu komplizierten Rechtsvorschriften konfrontiert gesehen. Mit Blick auf die Elektromobilität warnen die Prüfer, dass der verspätete und uneinheitliche Auf- und Ausbau der Ladeinfrastruktur die flächendeckende Einführung von Elektrofahrzeugen verzögern könnte.
Die VDI-Nachrichten, Branchenorgan des Verbands deutscher Ingenieure, werten das Statement der EU-Prüfer als Ohrfeige für massgebliche Protagonisten wie Deutschlands Wirtschaftsminister Peter Altmaier, der „offensichtlich in die falsche Richtung gefördert“ habe. Von 315 Mio. Euro an Subventionen, die neben weiteren Optionen wie Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik direkt in die Batterietechnik geflossen seien, waren bei 28 Forschungsprojekten nur drei als erfolgreich bewertet worden. Acht führten nur zu Teilresultaten, 17 sollen „irrelevante Ergebnisse“ gebracht haben. Kommentar der VDI-Nachrichten: „In der Schule wäre mit solch einem Resultat die Versetzung gefährdet“.