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Alles ist relativ – vor allem Vorjahresvergleiche

Alles ist relativ – vor allem Vorjahresvergleiche
Verpackungsvorbereitungen von Online-Sendungen im Zentrallager von Digitec Galaxus in Wohlen.
Bild: Robert Altermatt

Im März und April 2022 haben sich beim Handelsverband.swiss Anfragen gehäuft, im Sinne von: Der Online-Handel verliert – wie geht es weiter, beziehungsweise kehren die Menschen in die Läden zurück? Die Vorjahresvergleiche sprechen eine eindeutige Sprache. Wie aber sieht ein Vergleich mit dem Jahr 2019 aus?

Erstes Quartal 2022: Minus 12,7 Prozent zum Vorjahr
In der Tat zeigt der Handelsverband.swiss-Monatsindex, dass die Online-Handelsumsätze im ersten Quartal 2022 um fast 13 Prozent zurückgegangen sind. Natürlich stellt sich jeder Händler ob eines solchen Umsatzrückganges Fragen. Sind aber Vergleiche mit dem Vorjahr in dieser Phase wirklich angebracht? Sind die Rahmenbedingungen nicht zu unterschiedlich, als dass man wirklich Schlüsse aus dem ersten Quartal 2022 für den Rest des Jahres ziehen kann? Wir denken nein.

Aktuell befinden wir uns aus einer Post-Corona-Perspektive auf dem Weg hin zu einer «Normalisierung» des Lebens. Im Jahr zuvor herrschte mehr oder weniger durchwegs Ausnahmezustand. Läden waren im Januar und Februar 2021 geschlossen, im März folgte eine Konsumwelle mit den Wiedereröffnungen. Reisen über Grenzen hinweg waren unmöglich, Gaststätten eingeschränkt geöffnet. Jeder direkte Vergleich hinkt.

Und im Vergleich zu 2019?
Wohl hält ein Zahlenvergleich mit 2019 auch nicht jedem Widerspruch Stand, aber die Basisumstände kommen sich um einiges näher als ein Vergleich mit dem ersten Quartal 2021. Wir haben uns die Mühe gemacht und verschiedene Ressourcen (GfK, Bundesamt für Statistik BfS, Distanzhandelsmonitor) in eine längere Vergleichsreihe gestellt. Die Resultate sind erstaunlich und unseres Erachtens aussagekräftig – dem Handel und insbesondere dem Online-Handel geht es zumindest in der Umsatzbetrachtung auch im ersten Quartal 2022 sehr gut.

50 Prozent mehr Online-Umsatz als 2019
Trotz der negativen Entwicklung gegenüber dem Vorjahresquartal konnte der Online-Handel im Vergleich mit dem Jahr 2019 um 50 Prozent zulegen. Einzelne Sortimente sind weniger stark gewachsen, andere zeigen trotz Rückgängen immer noch eine Verdoppelung.

Kehren die Konsumenten in die Läden zurück?
Ja und nein. Natürlich (und zum Glück) verzeichneten stationäre Einheiten im abgelaufenen Quartal steigende Frequenzen und Umsätze. Die äusseren Umstände haben keine andere Entwicklung zugelassen. Wenn wir aber die lange Linie ziehen und die Entwicklungen seit 2019 anschauen, dann bleibt nur der Schluss: Nein, sie kehren nicht wirklich zurück. Das Grundrauschen an Online-Umsatz wurde auf ein neues Niveau gehoben und dürfte sich dort halten.

Dies führt uns zur Prognose, dass die Online-Umsätze 2022 im Vergleich zu 2021 stagnieren, die stationären Umsätze über das ganze Jahre betrachtet leicht zurückgehen werden (Food wie NonFood – Ausnahme Textil / Accessoires / Schmuck / Uhren).  Hingegen dürften fast alle Sortimente und Formate über dem Umsatzniveau 2019 arbeiten – was doch eigentlich eine schöne Perspektive sein müsste, für Händler wie Logistiker.